Dienstag, 26. Mai 2015

Zwei Operationen und warum mich Krankenhäuser nerven



Zehn Tage ist meine zweite Operation jetzt her und die Vorläuferzellen sind alle weg. Morgen lasse ich die Fäden ziehen und dann ist Phase II abgeschlossen.



Ich habe meine Heilungsphasen gedrittelt: Schritt I war die Chemo-Therapie, Schritt II die Operation und Schritt III wird die Bestrahlung.



Wenn eine Zeit dem Ende zugeht, guckt man automatisch noch einmal zurück und lässt Revue passieren, wie es so war. Ich stecke zwar noch mitten drin, habe aber mittlerweile schon etwas Abstand.



Aber bevor ich davon erzähle, schreibe ich erstmal, wie es im Krankenhaus war:



Am 5. Mai war die Operation.

Direkt vorher musste die Clipmarkierung verdrahtet werden. Das bedeutet, dass der Clip (der vor ca. einem halben Jahr gesetzt wurde, um die Tumorstelle nach der Chemo wiederzufinden), mit einem Draht verbunden wird, der dann vorne aus der Brust steht. Das klingt genauso schlimm, wie es war! Ich bin wirklich ein tapferer Mensch, aber das war barbarisch!

Diese Verdrahtung wurde an einem Mammografie-Röntgengerät durchgeführt. Dazu wurde meine Brust eingequetscht und dazu parallel geschaut, wo genau der Clip liegt. Dann wurde ein Draht mittels einer Nadel in die eingequetschte Brust geführt und im Prinzip wurde so lange geprokelt, bis der Clip mit dem Draht verbunden war. Bevor es allerdings soweit war, wurde die Brustquetsche immer wieder neu eingestellt. Mir blieb vor Schmerz fast die Luft weg und es war schier unerträglich. Diese Prozedur war sehr schlimm, die gequetschte Brust und das Einstechen und Prokeln taten sehr weh und auch die Stelle zwischen den Brüsten, wo das Gerät gegen sie drückt, schmerzte wahnsinnig.  

Die Schwestern waren richtig nett und haben versucht, es so schnell und so gut wie möglich zu bewerkstelligen. Die Ärztin war distanziert und eher semifreundlich. Es dauerte gefühlt sehr lange und war mehr als unangenehm. Als der Draht dann endlich aus der Brust ragte, wurde er etwas gekürzt und ich bekam einen Plastikbecher als Schutz aufgeklebt.



Direkt danach habe ich mich schon gefragt, ob das wirklich so gemacht werden muss und ob man die Prozedur nicht erst unter der Narkose durchführen könnte. Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann das mit sich machen lassen würde! Was uns Frauen da zugemutet wird, ist wirklich unmenschlich.



Das war der schlimmste Teil von allem, alles was danach kam, war einfach.



Ich wurde gegen Mittag operiert und alles verlief gut. Im Aufwachraum wurde ich aufgeweckt und von einem supernetten Krankenpfleger umsorgt.  Mir war furchtbar kalt, aber er hat mit einem Wärmepuster und seiner sehr freundlichen und empathischen Art schnell für Abhilfe gesorgt. Im Zimmer ging es mir dann ziemlich schlecht, mir war sterbenselend und ich musste mich leider übergeben. Eigentlich hatte ich etwas gegen die Übelkeit in die Narkose bekommen, aber das Gefühl hörte trotzdem bis spät abends nicht auf… 

 

Ab dem nächsten Tag ging es mir gut und der normale Krankenhausalltag begann. Mit Frühstück, Mittagessen und Abendbrot, Langeweile, Lesen und vielen Gesprächen über Krankheiten. 

 

Aber die Langeweile nervt, ich lag im Bett und wartete bis irgendetwas passiert! Und es passiert einfach nichts. Außer langweilige Gespräche über langweilige Krankheiten...

Ich wurde sehr unruhig und habe so lange gedrängelt, bis ich dann am Samstag entlassen wurde.  


Nach einer knappen Woche musste ich schon wieder für die Nachresektion rein. Diesmal lief alles sehr gut und auch die Narkose habe ich ohne Übelkeit überstanden. Die Schwestern im Vinzenz-Krankenhaus sind alle sehr freundlich und hilfsbereit.  Ich wollte nachmittags ins Krankenhaus-Café, um mir einen Cappuccino zu holen, aber das wurde mir leider verwehrt. Eine besonders nette Schwester meinte, dass man am Operationstag nicht alleine durch das Krankenhaus spazieren dürfe und dann hat sie für mich einen frischen Kaffee aufgebrüht und ihn mir gebracht! 
Die nächsten zwei Tage gehen mit viel Besuch ganz gut rum, aber ich möchte unbedingt nach Hause. Am Sonntag soll meine Redon-Drainage entfernt werden, aber ich muss ziemlich lange warten, es ist halt Wochenende. Es ist 20.00 Uhr als die Ärztin Frau Alliu endlich kommt, sie beendete erst noch die Visite vom Morgen. Sie war den ganzen Tag im Kreissaal und kam dann zu mir. Sie ist Assistenzärztin und hat eine 24-Stunden-Schicht. 



 

Sie hat mir meine Redon-Drainage gezogen und ich hatte ein bisschen Angst vor dem Schmerz. Aber es war überhaupt nicht schlimm, keine Ahnung warum ich da vorher so empfindlich war… Ich hab ihr gesagt, dass ich vorher mehr Angst hatte, als es nötig war und hab ihr von meinen Gedankenblockern erzählt, die mir sonst helfen. Sie war so extrem erstaunt über die Menschen und sagte, dass für sie Gottvertrauen das wichtigste sei. Sie könne überhaupt nicht verstehen, warum die Menschen hier immer das Schlimmste erwarten und so gar kein Vertrauen in das Gute haben. Welch eine schöne Einstellung!



Am Montag durfte ich endlich nach Hause, eigentlich keine lange Zeit, aber lang genug. Auf das Ergebnis musste ich noch bis Donnerstag warten.  



Nachmittags sind wir in die Stadt gefahren und haben bei Vapiano Salat und Kuchen gegessen und viel erzählt.


 


 



Dann habe ich mir schokobraune Haarfarbe gekauft und sie gleich abends aufgetragen. Die Haare sind zwar megakurz, aber es ist keine richtige Glatze mehr, also habe ich es gewagt!  



Zwei Tage später bin ich wieder in die Stadt gefahren und es war richtig gut, es hat mich keiner mehr angestarrt, sondern es war das erste Mal wieder ganz normal! :) ich glaube, ich sollte unbedingt mal über meine Haare schreiben…



Wir drei treffen uns abends in der Stadt und gehen zu Vapiano und essen alle einen Salat.





Montag, 11. Mai 2015

Mut, Zuversicht und Gottvertrauen, und warum man manchmal Gedankenblocker braucht



Nun hat der schöne Monat Mai begonnen und mein zweiter Therapieschritt ist so gut wie abgeschlossen. Am 5. Mai war meine Brust-Operation und der Tumor ist fast beseitigt. Allerdings nur fast, weil ein „kleiner intraduktaler Karzinomrest im lateralen Drittel des BET-Präparates“ verblieben ist (ein sogenannter DCIS – duktales Carcinoma in situ). Darüber bin ich natürlich überhaupt nicht begeistert, das bedeutet, dass ich am Freitag noch einmal operiert werde…
Seit Mittwoch hatte ich gedrängelt, dass ich endlich entlassen werde, damit dieser Schritt auch erledigt ist und nun geht es noch einmal los. Meine Familie hat das ziemlich getroffen und so hat jeder seine ganz eigenen Gedanken dazu.

Seit Samstag bin ich zuhause und genieße jetzt die Zeit vor meinem nächsten Aufenthalt. Und ich bin sehr konsequent mit der Verwendung meiner Gedankenblocker. Ich habe wenig Lust, mich mit möglichen oder unmöglichen, mit wahrscheinlichen oder unwahrscheinlichen Gedanken, Zweifeln und Sorgen  auseinanderzusetzen. Sie kommen unweigerlich und genauso schnell weigere ich mich, sie anzunehmen. Ich habe zwei bzw. drei Gedankenblocker, das sind Mut, Zuversicht und Gottvertrauen. Ich fange mal mit den ersten beiden an: Mut und Zuversicht, die beiden sind so etwas wie ein Lebensmotto. Ich habe darüber mal eine schöne Geschichte gelesen, bekomme sie aber leider nicht mehr ganz zusammen und finde sie auch nicht wieder. So versuche ich, sie aus dem Gedächtnis heraus zu schreiben:

Es kommt ein sehr alter Mann zu seinem Arzt. Nach der Untersuchung stellt der Doktor fest, dass der Mann topfit und bei guter Gesundheit ist. Freudig überbringt er dem Mann das Untersuchungsergebnis und der sagt daraufhin, dass er täglich zuverlässig seine zwei Löffel Medizin genommen habe. Der Arzt sieht in seine Akte und erwidert, dass er ihm keine Medizin verschrieben habe. Nun lächelt der alte Mann und erklärt: „Ich nehme jeden Morgen einen Löffel Mut und einen Löffel Zuversicht. Und mit dieser starken Medizin bin ich gut gewappnet, für alles was für einen Tag auf mich zukommt!“

Diese Geschichte habe ich vor vielen Jahren gelesen und seit dem wende ich sie an.
Es gibt vieles im Leben, was von uns Mut erfordert. Mut ist das Gegenteil von Angst und Angst ist kein guter Weggefährte. Wenn ich versuche, diese beiden Gefühle mit einer Farbe zu verbinden, dann sieht die Angst schwarz aus und ist aus einer watteartigen, aber schweren Konsistenz. Mut dagegen leuchtet in einer hellgelben Farbe und ist eher mit einem Wärmegefühl vergleichbar. Füllt man seine Seele mit Mut, dann hebt sich der Brustkorb und die helle Farbe verteilt sich im ganzen Körper!

Zuversicht ist der treue Begleiter von Mut, denn wir können nicht mutig sein und gleichzeitig pessimistisch. Mut und Zuversicht sind quasi zwei gute Freunde, die sich niemals im Stich lassen. Und die auch uns niemals im Stich lassen, wenn wir sie in uns aufnehmen. Wenn wir Mut und Zuversicht in unsere Seele lassen, dann fühlen wir ein warmes wohltuendes Strahlen, das uns den ganzen Tag begleitet.

Mein dritter Gedankenblocker ist Gottvertrauen. Ich habe in mir die tiefe Gewissheit, dass sich alles fügt und dass alles genau so kommt, wie es kommen soll. Anfangs wissen wir oft nicht, warum dieses oder jenes gerade passiert und wir hadern vielleicht mit dem Schicksal. Später kommt häufig die Klarheit: „Wie gut, dass das damals passiert ist…“ Vielleicht wird es uns aber auch nicht klar, das bedeutet aber nicht, dass es schlecht war oder keine Bedeutung hatte. Wir kennen vermutlich nur die Zusammenhänge nicht und genau darum heißt es Vertrauen. Vertrauen darauf, dass es sich fügt und dass wir uns in unserem Lebensweg geborgen und sicher fühlen.