Freitag, 10. April 2015

Einiges über meine Onkologie-Praxis und warum die Menschen dort so toll sind



Mittlerweile ist meine erste Chemo über ein halbes Jahr her und es ist an der Zeit, viele große Lobe und auch ein wenig Kritik zu äußern. Seit sieben Monaten begleitet mich „die Praxis“ durch meine Krebszeit und ich möchte ein bisschen über meine Onko-Praxis am Pelikanplatz erzählen.

  




 

Während meiner Chemo-Therapie habe ich mich hier ganz wunderbar aufgehoben und umsorgt gefühlt. Als ich mir die Praxis angesehen habe, war mein erster Gedanke, wie einladend und behaglich es hier aussieht – und das hat sich im letzten halben Jahr auch bewahrheitet. Die Praxis ist in zwei Bereiche aufgeteilt, der vordere Bereich ist für die Arztgespräche und Untersuchungen, der hintere und ungleich wichtigere Teil, ist der Therapiebereich. Gleich vorne ist eine Kaffee- und Tee-Theke mit Keksen, kleinen Dickmachern und häufig auch Kuchen aufgebaut. In dem Raum stehen sehr gemütliche knallrote Liegesessel, die mit einer Menge Kissen und weicher Decken in einen wohligen Liegeplatz verwandelt werden. Außerdem gibt es kleine Sofas und Sessel, für diejenigen, die vielleicht eher klönen und lesen möchten. Dazu gibt es Stühle für die Begleitpersonen, jede Menge Lesematerial und dazu noch ein kleines Angebot an Perücken und Mützen für die Glatzis.



Die Praxis ist sehr groß und es werden viele Frauen parallel behandelt. Wobei es kein bisschen anonym ist, wie man jetzt vielleicht denken könnte, das Betreuungsteam ist riesig und wahnsinnig nett. Allen voran Frau Renate Hofman als betreuende Ärztin, sie hat immer ein offenes Ohr, egal welche Frage man hat: „Dann kommen Sie doch nachher geschwind in mein Büro und wir besprechen das!“ Sie ist der personifizierte Mutmacher und ich habe mich phantastisch betreut gefühlt – Danke liebe Frau Hofmann.



Die Kontroll-Biopsie hat Herr Prof. Lück vorgenommen, auch hier ein großes Kompliment, er hat mir alles sehr ausführlich erklärt, war für alle Fragen offen und hat einen sehr freundlich und emphatischen Umgang.



Meine betreuende Ärztin, Frau Dr. Schrader hat mich für die Studie ETNA (FM-12-B01) eingetragen. Ich habe sie zwei Mal erlebt, beim Erstgespräch Ende September, bei der es primär um die Studie ging (und überhaupt nicht um mich) und ein zweites Mal Mitte Januar. Allerdings war hier leider unsere Erwartungshaltung different, sie wollte untersuchen, ich wollte reden. Frau Dr. Schrader führt Brustoperationen im Henriettenstift  durch und mag auf diesem Feld richtig gut sein, dazu kann ich nichts sagen. In der Konversation habe ich sie hingegen als wenig einfühlsam erlebt, zugegebenermaßen bei beiden Gesprächen, was sehr schade ist. Ich hatte ihr meine Erwartungshaltung klar gesagt, nämlich dass ich Redebedarf habe, sie entgegnete, dass sie keine Zeit habe und auch darauf nicht eingestellt sei. Aha! Ich hatte es vor Beginn von Phase II Frau Hofmann erzählt und sie war sehr verständnisvoll und, das hat mir sehr gefallen, Frau Schrader trotzdem loyal gegenüber. Frau Hofmann hat eine wundervolle Art mit Menschen umzugehen.



In der Praxis habe ich Frau Dr. Schrader allerdings als einzige kommunikationsscheue Ausnahme erlebt, sonst sind dort alle Mitarbeiter sehr redegewandt, ausgesprochen kompetent, freundlich und mitfühlend.



Frau Dr. Nöding habe ich leider noch nicht persönlich kennengelernt, ich sehe sie manchmal im Chemo-Bereich. Sie hat eine freundliche Ausstrahlung und zu ihr gibt es eine nette Geschichte, denn durch sie bin ich überhaupt auf die Praxis aufmerksam geworden. Meine Tochter hatte im letzten Jahr eine ungute Serie von Blasenentzündungen und wir kennen in diesem Zusammenhang jedes hannoversche Krankenhaus. An einem Wochenende sind wir in der telefonischen Notfallsprechstunde gelandet und hierüber an Frau Dr. Nöding gelangt. Das war ein ganz erstaunliches Telefonat, denn sie hat sich sehr viel Zeit für unsere Fragen genommen und wirkte sehr kompetent und konnte uns helfen. Daraufhin habe ich beschlossen, meine Gynäkologin zu wechseln und zu ihr zu gehen. Allerdings erfuhr ich dann, dass dies eine reine Onkologie-Praxis ist, was ich sehr schade fand, aber natürlich nicht so sehr. Konnte ja keiner ahnen, dass es sich ein halbes Jahr später ändern sollte…



Im Therapiebereich gibt es noch zwei weitere betreuende Ärztinnen, Frau Dr. Lück und Frau Dr. Tenge. Auch die beiden habe ich als sehr kompetent und emphatisch erlebt. Frau Dr. Tenge hat bereits beim zweiten Port anstechen bemerkt und verbalisiert, dass meine Tochter das nicht sehen möchte und sich in dem Moment aus dem Blickfeld entfernt. Das hat mich sehr beeindruckt, da ich zu diesem Zeitpunkt eine ganz neue Patientin war und sie uns noch gar nicht richtig kannte.

 

Die wirklich wichtigsten Menschen während der Chemo-Therapie sind freilich die Onkologie-Schwestern, sie sind die wahrhaft guten Geister! Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nur keine vergesse, denn jede einzelne von Ihnen hat mich sagenhaft gut betreut. Frau Khatun Dakhli, die sich als erstes meinen Namen gemerkt hat, mir ungezählte Male Blut abgenommen, wirklich für jede meiner Pipi-Pausen Verständnis hatte und so eine unbeschreiblich liebevolle Ausstrahlung hat. Frau Anita Günther, die mir manches Mal mit ihrem riesigen Erfahrungsschatz Mut zugesprochen hat, Frau Sabine Schmidt-Rabenstein, ihre fröhlich aufmunternde Art ist beeindruckend, sie muss man einfach gern haben und Frau Maike Hormann, welche mit ihrer aufmerksamen und unglaublich sensiblen Art, jede Stimmung aufspürt und mit einfühlsamen Worten begleitet. Ich danke Ihnen allen ganz herzlich für die persönliche und liebevolle Betreuung, Frau Dakhli, Frau Günther, Frau Schmidt-Rabenstein und Frau Hormann.

   
Die Art und Weise, wie die Menschen hier mit uns Brustkrebspatientinnen umgehen, nimmt ganz viel von der Angst weg. Dadurch sind die Chemotage keine schlimmen Tage, zumindest der Teil in der Praxis nicht. Die ganze Atmosphäre ist geprägt durch die fröhliche und fürsorgliche Art der Menschen hier. Es ist nie hektisch, sondern alle strahlen eine beruhigend wirkende Gelassenheit aus, in der man sich ganz im Mittelpunkt fühlt. Man wird angepickst, angeschlossen, abgestöpselt, hat Wartezeiten, Pipipausen, kleine Kaffee- und Teeaufmunterer, wird mit Decken und Kissen versorgt, bekommt Eisstücke zum Lutschen und Eispakete für Hände und Füße, Kissen drunter, Decken drüber, Fenster auf und Fenster zu, und nebenbei wird mit unendlicher Geduld jede noch so kleine oder große Frage liebevoll und professionell beantwortet! Zudem ist es außerdem so, dass die Mitarbeiter sich auch mit den Familienangehörigen auskennen, es wird nach der Tochter oder dem Sohn gefragt, ob es der Mama wieder besser geht und ob die Oma aus dem Urlaub zurück ist – wie unglaublich toll sind diese Menschen!
 


Danke an die Praxis und ihre Mitarbeiter, dass Sie mich so professionell und emphatisch begleitet haben!

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