Mittlerweile ist meine erste Chemo über ein halbes Jahr her
und es ist an der Zeit, viele große Lobe und auch ein wenig Kritik zu äußern. Seit
sieben Monaten begleitet mich „die Praxis“ durch meine Krebszeit und ich möchte
ein bisschen über meine Onko-Praxis am Pelikanplatz erzählen.
Während meiner Chemo-Therapie habe ich mich hier ganz
wunderbar aufgehoben und umsorgt gefühlt. Als ich mir die Praxis angesehen
habe, war mein erster Gedanke, wie einladend und behaglich es hier aussieht –
und das hat sich im letzten halben Jahr auch bewahrheitet. Die Praxis ist in
zwei Bereiche aufgeteilt, der vordere Bereich ist für die Arztgespräche und
Untersuchungen, der hintere und ungleich wichtigere Teil, ist der Therapiebereich.
Gleich vorne ist eine Kaffee- und Tee-Theke mit Keksen, kleinen Dickmachern und
häufig auch Kuchen aufgebaut. In dem Raum stehen sehr gemütliche knallrote
Liegesessel, die mit einer Menge Kissen und weicher Decken in einen wohligen
Liegeplatz verwandelt werden. Außerdem gibt es kleine Sofas und Sessel, für diejenigen,
die vielleicht eher klönen und lesen möchten. Dazu gibt es Stühle für die
Begleitpersonen, jede Menge Lesematerial und dazu noch ein kleines Angebot an
Perücken und Mützen für die Glatzis.
Die Praxis ist sehr groß und es werden viele Frauen parallel
behandelt. Wobei es kein bisschen anonym ist, wie man jetzt vielleicht denken
könnte, das Betreuungsteam ist riesig und wahnsinnig nett. Allen voran Frau
Renate Hofman als betreuende Ärztin, sie hat immer ein offenes Ohr, egal welche
Frage man hat: „Dann kommen Sie doch nachher geschwind in mein Büro und wir
besprechen das!“ Sie ist der personifizierte Mutmacher und ich habe mich
phantastisch betreut gefühlt – Danke liebe Frau Hofmann.
Die Kontroll-Biopsie hat Herr Prof. Lück vorgenommen, auch
hier ein großes Kompliment, er hat mir alles sehr ausführlich erklärt, war für
alle Fragen offen und hat einen sehr freundlich und emphatischen Umgang.
Meine betreuende Ärztin, Frau Dr. Schrader hat mich für die
Studie ETNA (FM-12-B01) eingetragen. Ich habe sie zwei Mal erlebt, beim
Erstgespräch Ende September, bei der es primär um die Studie ging (und überhaupt
nicht um mich) und ein zweites Mal Mitte Januar. Allerdings war hier leider
unsere Erwartungshaltung different, sie wollte untersuchen, ich wollte reden.
Frau Dr. Schrader führt Brustoperationen im Henriettenstift durch und mag auf diesem Feld richtig gut
sein, dazu kann ich nichts sagen. In der Konversation habe ich sie hingegen als
wenig einfühlsam erlebt, zugegebenermaßen bei beiden Gesprächen, was sehr
schade ist. Ich hatte ihr meine Erwartungshaltung klar gesagt, nämlich dass ich
Redebedarf habe, sie entgegnete, dass sie keine Zeit habe und auch darauf nicht
eingestellt sei. Aha! Ich hatte es vor Beginn von Phase II Frau Hofmann erzählt
und sie war sehr verständnisvoll und, das hat mir sehr gefallen, Frau Schrader
trotzdem loyal gegenüber. Frau Hofmann hat eine wundervolle Art mit Menschen
umzugehen.
In der Praxis habe ich Frau Dr. Schrader allerdings als
einzige kommunikationsscheue Ausnahme erlebt, sonst sind dort alle Mitarbeiter
sehr redegewandt, ausgesprochen kompetent, freundlich und mitfühlend.
Frau Dr. Nöding habe ich leider noch nicht persönlich
kennengelernt, ich sehe sie manchmal im Chemo-Bereich. Sie hat eine freundliche
Ausstrahlung und zu ihr gibt es eine nette Geschichte, denn durch sie bin ich
überhaupt auf die Praxis aufmerksam geworden. Meine Tochter hatte im letzten
Jahr eine ungute Serie von Blasenentzündungen und wir kennen in diesem
Zusammenhang jedes hannoversche Krankenhaus. An einem Wochenende sind wir in
der telefonischen Notfallsprechstunde gelandet und hierüber an Frau Dr. Nöding gelangt.
Das war ein ganz erstaunliches Telefonat, denn sie hat sich sehr viel Zeit für
unsere Fragen genommen und wirkte sehr kompetent und konnte uns helfen.
Daraufhin habe ich beschlossen, meine Gynäkologin zu wechseln und zu ihr zu
gehen. Allerdings erfuhr ich dann, dass dies eine reine Onkologie-Praxis ist, was
ich sehr schade fand, aber natürlich nicht so sehr. Konnte ja keiner ahnen,
dass es sich ein halbes Jahr später ändern sollte…
Im Therapiebereich gibt es noch zwei weitere betreuende
Ärztinnen, Frau Dr. Lück und Frau Dr. Tenge. Auch die beiden habe ich als sehr
kompetent und emphatisch erlebt. Frau Dr. Tenge hat bereits beim zweiten Port
anstechen bemerkt und verbalisiert, dass meine Tochter das nicht sehen möchte
und sich in dem Moment aus dem Blickfeld entfernt. Das hat mich sehr
beeindruckt, da ich zu diesem Zeitpunkt eine ganz neue Patientin war und sie
uns noch gar nicht richtig kannte.
Die wirklich wichtigsten Menschen während der Chemo-Therapie
sind freilich die Onkologie-Schwestern, sie sind die wahrhaft guten Geister!
Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nur keine vergesse, denn jede einzelne von
Ihnen hat mich sagenhaft gut betreut. Frau Khatun Dakhli, die sich als erstes
meinen Namen gemerkt hat, mir ungezählte Male Blut abgenommen, wirklich für
jede meiner Pipi-Pausen Verständnis hatte und so eine unbeschreiblich
liebevolle Ausstrahlung hat. Frau Anita Günther, die mir manches Mal mit ihrem riesigen
Erfahrungsschatz Mut zugesprochen hat, Frau Sabine Schmidt-Rabenstein, ihre
fröhlich aufmunternde Art ist beeindruckend, sie muss man einfach gern haben
und Frau Maike Hormann, welche mit ihrer aufmerksamen und unglaublich sensiblen
Art, jede Stimmung aufspürt und mit einfühlsamen Worten begleitet. Ich danke
Ihnen allen ganz herzlich für die persönliche und liebevolle Betreuung, Frau
Dakhli, Frau Günther, Frau Schmidt-Rabenstein und Frau Hormann.
Die Art und Weise, wie die Menschen hier mit uns Brustkrebspatientinnen
umgehen, nimmt ganz viel von der Angst weg. Dadurch sind die Chemotage keine
schlimmen Tage, zumindest der Teil in der Praxis nicht. Die ganze Atmosphäre
ist geprägt durch die fröhliche und fürsorgliche Art der Menschen hier. Es ist
nie hektisch, sondern alle strahlen eine beruhigend wirkende Gelassenheit aus,
in der man sich ganz im Mittelpunkt fühlt. Man wird angepickst, angeschlossen,
abgestöpselt, hat Wartezeiten, Pipipausen, kleine Kaffee- und Teeaufmunterer,
wird mit Decken und Kissen versorgt, bekommt Eisstücke zum Lutschen und
Eispakete für Hände und Füße, Kissen drunter, Decken drüber, Fenster auf und
Fenster zu, und nebenbei wird mit unendlicher Geduld jede noch so kleine oder
große Frage liebevoll und professionell beantwortet! Zudem ist es außerdem so,
dass die Mitarbeiter sich auch mit den Familienangehörigen auskennen, es wird
nach der Tochter oder dem Sohn gefragt, ob es der Mama wieder besser geht und
ob die Oma aus dem Urlaub zurück ist – wie unglaublich toll sind diese Menschen!
Danke an die Praxis und ihre Mitarbeiter, dass Sie mich so
professionell und emphatisch begleitet haben!
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